H O M E     ·     B I O G R A P H I E     ·     M U S I K     ·     T E R M I N E     ·     M E D I A     ·     K O N T A K T
 

 

 

 

R E P E R T O I R E

R A R I T Ä T E N

I M P R E S S U M

D A T E N S C H U T Z

Franz Liszt - Gustav Mahler - Wilhelm Furtwängler
(1811-1886) (1860-1911) (1886-1954)

Ein reizvolles und facettenreiches Programm mit z.T. selten oder nie gehörten zwei- und vierhändigen Klavierwerken von der Hochromantik hin bis in die Anfänge der musikalischen Moderne, d.h. von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Franz Liszt war nicht nur der genialste und revolutionärste Pianist aller Zeiten, der erste „Popstar“ der Musikgeschichte neben seinem Kollegen Paganini, dem das Publikum zu Füßen lag, sondern auch ein experimentierfreudiger Komponist und Dirigent, der Erfinder der „Programmmusik“, ein eloquenter Musikschriftsteller und ein generöser und inspirierender Lehrer einer ganzen Generation von großen Pianisten. In seinem asketischen und immer noch rätselhaften Spätwerk, das erst in den letzten 30 Jahren wiederentdeckt und z.T. erstmals veröffentlicht wurde, verlässt er alle Konventionen, auch die Tonalität, und schlägt so eine Brücke ins 20. Jahrhundert.

Gustav Mahler war ohne Zweifel der bedeutendste und einflussreichste Dirigent seiner Zeit, der mit Hingabe und unerbittlicher Strenge um eine ideale Wiedergabe großer Musik - für ihn die Werke Mozarts, Beethovens und Wagners - rang. Sein Weg führte ihn aus der tiefsten Provinz des Habsburgerreiches über Kassel, Leipzig, Budapest und Hamburg an die Spitze der Wiener Hofoper und der New Yorker Met. Er wollte aber in erster Linie Komponist sein, das Dirigieren sah er nur als Mittel zum Gelderwerb an, und so konnte er nur in den Sommermonaten komponieren, woran er zeitlebens litt. Er schrieb fast ausschließlich Lieder mit Klavier bzw. Orchesterbegleitung und 9 Sinfonien sowie das „Lied von der Erde“, in dem beide Gattungen, wie schon in vielen Werken davor, zu einer Symbiose fanden, in einer von Wagner ausgehenden, immer kühner und heterogener sich entwickelnden ganz eigenen Tonsprache, die von den Zeitgenossen ganz wenig verstanden und sogar belächelt wurde, aber viele Elemente der „modernen“ Musik vorwegnimmt. Nach langer Verdrängung und Missachtung haben seine Werke in den letzten 50 Jahren eine unerwartete vollständige Renaissance erlebt und ihn zu einem „Klassiker“ gemacht, mit allen damit verbundenen Auswüchsen.

Wilhelm Furtwängler, Enkel des mit Johannes Brahms befreundeten bedeutenden Altphilologen Gustav Wendt, der lange in Karlsruhe wirkte, war als Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig und Chef der Berliner Philharmoniker, aber auch durch sein Wirken in Wien und auf zahlreichen Tourneen, die ihn bis Südamerika führten, einer der einflussreichsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Seine Interpretationen der Werke von Beethoven, Wagner, Bruckner und Brahms sind in ihrer glühenden Intensität und mitreißenden Prägnanz bis heute unerreicht. Trotz seiner Verstrickung in den Ungeist des Dritten Reiches, die in ihrem Ausmaß durchaus umstritten ist und auch in einem Film („Taking Sides“) thematisiert wurde, verkaufen sich seine Aufnahmen, von denen immer noch neue (Live-Mitschnitte von oft problematischer Tonqualität) auftauchen, oft auch heute noch besser als die Neuaufnahmen manches gegenwärtigen Stardirigenten. Tragischerweise hielt sich Furtwängler selbst für einen genialen Komponisten, der nur des Gelderwerbs wegen bzw. weil seine Werke von Anfang an kaum Anklang fanden, den Beruf des Dirigenten übernommen hatte. Diesen füllte er aber dann mit einem außergewöhnlich hohen Maß an Einfühlung und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den ihm anvertrauten Werken aus, zu denen neben den Klassikern auch die Zeitgenossen kamen, obwohl ihm deren Musik fern stand. Seine Werke versuchen sich mit höchstem Anspruch aber einem Mangel an Ökonomie an die Tradition eines Beethoven, Bruckner und Wagner anzuschließen, ohne jemals die Tonalität zu verlassen, und tragen so trotz manch gelungener Einfälle den Stempel des Eklektizismus.
Es ist trotzdem außerordentlich reizvoll und interessant, einmal Werke des 10 bis 18jährigen Furtwängler, der ein sehr guter Pianist war, vorzustellen und dabei zu erkennen, dass seine schöpferische Ader Quelle und Inspiration seiner außerordentlichen nachschöpferischen Begabung war.

Zwei meisterliche Symphonische Dichtungen von Franz Liszt in den kaum bekannten vierhändigen Bearbeitungen des Komponisten, beide im Frühjahr 1854 von Liszt selbst in Weimar aus der Taufe gehoben, und zwei symphonische Sätze von Gustav Mahler in vierhändigen Bearbeitungen der Zeit ergänzen das Programm, das nur aus Ur- und Erstaufführungen besteht. Auf das Scherzo aus Mahlers 1. Sinfonie in der Bearbeitung von Mahlers Assistenten, Freund und Idealinterpreten Bruno Walter folgt das berühmte Adagietto aus der 5. Sinfonie, bekannt aus dem Film „Tod in Venedig“, mit dem vor 50 Jahren die Mahler-Renaissance begann.
(Text: Dr. Joachim Draheim)